Einen Nachhall der mittelalterlichen Triumpfzüge kennen wir übrigens bis heute. Und das sind die Karnevalsumzüge, die aus eben diesen mittelalterlichen Triumpfzügen entstanden sind und die damals, wie heute, vor Beginn der Fastenzeit abgehalten wurden, bzw. werden. Ursprünglich lagen diesen Umzügen heidnische Gebräuche zugrunde, die, wie so viele andere auch, christianisiert wurden. Das diese Christianisierung nicht vollständig gelungen ist, zeigt das Vorhandensein von Elementen aus heidnischem antiken Gedankengut in den Triumpfzügen des christlichen Mittelalters.
Wir kehren zurück zu den historischen Spuren. Was noch, seit Anfang des 20. Jahrhunderts immer wieder Anlaß zu Kontroversen gibt, ist die richtige Reihenfolge der Großen Arkana und die Symbolik auf den einzelnen Karten. Aus dem erhaltenen historischen Material geht eindeutig hervor: es gab, zumindest im ausgehenden Mittelalter, keine einheitliche Vorschrift in Bezug auf die Reihenfolge der Karten und die symbolische Darstellung. Zwar waren im Prinzip alle 22 Großen Arkana, so wie wir sie heute kennen, bereits vorhanden aber die Kartenbezeichnungen können von den heute üblichen abweichen und auch die Reihenfolge ist nicht immer mit der heutigen identisch. Als Grund dafür wird angenommen, dass man damals einfach die richtige Reihenfolge kannte und diese daher nicht extra, mit einer Durchnummerierung der Karten, angegeben werden musste.
Die Satzsymbole der Hofkarten und Kleinen Arkana waren auch nicht immer Stäbe, Kelche, Schwerter und Scheiben. Es soll im 16. Jahrhundert ein Deck gegeben haben, welches Löwen, Pfaue, Papageien und Affen als Satzsymbole der Kleinen Arkana trägt. Orientalische Kartenspiele der damaligen Zeit verwendeten ja auch neben den Stäben, Kelchen, Schwertern und Scheiben, u.a. Löwen und andere Tiere als Satzsymbole. Auch heute gibt es wieder Tarots, die nicht die traditionellen Satzsymbole zeigen.