Die Wurzeln des Tarot geben bis heute Anlass für zahlreiche Spekulationen. Sie könnten bei nahezu allen antiken Kulturvölkern liegen, gesicherte Informationen darüber gibt es nicht. Eine Vorreiterrolle kommt den Chinesen zu, die etwa im 7. Jahrhundert die Spielkarten erfanden. In Europa wurden Spielkarten erstmals im Florenz des frühen 14. Jahrhunderts erwähnt. Lange Zeit siedelte man die Entstehung des Tarot gegen Ende des 14. Jahrhunderts an, da in einem Rechnungsbuch des Schatzmeisters von Karl VI. aus dem Jahre 1392 eine Zahlung an den Maler Jacquemin Gringonneur für "drei vergoldete und verzierte Kartenspiele" verzeichnet ist. Mittlerweile weiß man aber, dass es sich dabei nicht um Tarotkarten handelte. Auch bei jenen 17 Tarottrümpfen in der Bibliothèque Nationale in Paris, die man auf das Ende des 14. Jahrhunderts datierte, stellte sich heraus, dass sie ein Jahrhundert jünger sind und zudem aus Venedig stammen.
Der erste gesicherte Nachweis über die Existenz von Tarotkarten stammt aus dem Mailand der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Damals bestellte Herzog Filipo Maria Visconti mehrere Spielkarten, von welchen noch 250 Stück erhalten sind. Zu diesen "Visconti-Spielen" gehört auch das "Visconti-Sforza-Tarot" mit 74 noch gut erhaltenen Karten - das bisher älteste bekannte Tarot. Diese ersten Kartendecks, die man heute als "Minchiate von Florenz" bezeichnet, entstanden vermutlich um 1530. Sie bestehen aus 96 Karten - 40 Große und 56 Kleine Arkana, einschließlich Hofkarten. Die Großen Arkana umfassen die meisten der Großen Arkana des Tarot, 12 Karten beziehen sich auf die Tierkreiszeichen, die anderen haben die vier Elemente und christliche Tugenden zum Thema. Interessant ist auch der "Sola Busca Tarot", der auf das späte 15. Jahrhundert datiert wird und der erste bekannte voll bebilderte Tarot ist. Seine Trümpfe haben historische Personen zum Vorbild, hauptsächlich aus dem alten Rom.
Wie so vieles ist auch die Frage nach dem Ursprung der 22 Großen Arkana ungewiss. Die wahrscheinlichste Theorie sieht den Ursprung der Großen Arkana in den "Trionfi" (dt: Triumphe). Von diesen im mittelalterlichen Italien abgehaltenen Triumphzügen leitet sich vermutlich auch das deutsche Wort "Trumpf" ab. Dafür spricht die Übereinstimmung der Darstellungen der Triumphzüge mit jenen auf den Karten. Auf den Wagen der Triumphzüge wurden allegorische Szenen und Bilder durch die Straßen der Städte gefahren. Dies geschah in drei Abfolgen, von denen jede als stärker galt als die vorangehende. Innerhalb einer Folge galt jede Darstellung als stärker als die vorangehende. Auf den Triumph der Liebe folgte der Triumph des Todes, darauf der Triumph der Ewigkeit. Den Anfang der Prozession bildete ein Wagen mit der Darstellung des Narrenkönigs der antiken römischen Saturnalia. Das Ende der Prozession bildete ein Wagen mit einem Narren als Sinnbild des Frühlings. Die einzelnen Darstellungen hatten somit eine spürbare Ähnlichkeit mit den Kartenbezeichnungen der Großen Arkana.
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