Die Geschichte des Tarot

Erstmals erscheint in einem Deck aus Marseille eine Art Standard, der sich dann mit der Zeit herausgebildet hat. Dieser Marseiller Tarot soll bereits vor 1748 spätestens aber bis 1760 von Nicolas Conver gemalt worden sein. Bis heute ist er ein immer wieder aufgelegter Klassiker. Er ist auch der erste, der die bis heute übliche Reihenfolge der Karten zeigt. Diese, wie bereits gesagt, nicht mit der ursprünglichen Reihenfolge der Triumpfzüge identisch ist. Was zu dieser Reihenfolge der Karten des Marseiller Tarot geführt hat, bzw., warum man von der Reihenfolge der Triumpfzüge abwich, ist nicht bekannt.
Es war Möglicherweise ein Marseiller Tarot, den Antoine Court, genannt Court de Gébelin im Jahre 1781 in einem Pariser Salon sah und der ihn so faszinierte, dass er zu der Überzeugung kam, es müsse sich dabei um mehr, als nur um ein Kartenspiel handeln. Court de Gébelin war Freimaurer und gehörte einer Freimaurerloge an, zu deren Mitgliedern so berühmte Persönlichkeiten wie Voltaire und Benjamin Franklin, der längere Zeit als amerikanischer Gesandter in Paris lebte, zählten. Das Hauptziel dieser Loge war die Wiederentdeckung alter, geheimer Lehren und das Hauptaugenmerk lag dabei auf dem Alten Ägypten. Court de Gébelin war davon überzeugt, dass der Tarot eine solche Geheimlehre aus dem Alten Ägypten in verschlüsselter Form enthielt. Er war der Meinung, daß altägyptische Priester ihre Lehren in Symbolen und Bildern verschlüsselt hätten. Um diese Lehren zu erhalten und sie vor Uneingeweihten zu schützen, hätten sie dann diese Bilder als Spiel dargestellt. Mit der Zeit ging aber der wahre Sinn dieser Bilder verloren und sie dienten ausschließlich zum Zwecke des Spiels. All die anderen Kartenspiele sollen letztendlich aus diesem Spiel entstanden sein. Wie man auch immer zu Court de Gébelins Entdeckung stehen mag: Tatsache ist, das sie die Geburtsstunde dessen war, was wir heute als esoterischen oder okkulten Tarot bezeichnen.

Jedoch war Court de Gébelin nicht der erste, der nachweislich in den Karten mehr sah, als nur ein Spiel. Lange vor ihm wurden schon die sogenannten Wahrsagekarten verwendet, in der Art, wie wir es von den heutigen Zigeuner-Wahrsagekarten oder den kleinen Lenormand-Karten kennen. Diese Karten sind höchstwahrscheinlich aus den im Mittelalter sehr beliebten Losorakeln hervorgegangen. Losorakel sind wirklich nachweislich sehr alt. Tacitus, der römische Historiker erwähnt z.B. die Runenstäbe, die von den Germanen zu Wahrsagezwecken benutzt wurden. Im späten Mittelalter hat man Würfel für die Losorakel verwendet. Zu allen möglichen Würfen gab es spezielle Orakelsprüche, die in den Losbüchern nachgelesen werden konnten. Im Laufe der Zeit wurde aus der bloßen Orakelbefragung ein regelrechtes Spiel, in dem immer ausgefeiltere Regeln zur Ermittlung eines Orakels ersonnen wurden. Der Mainzer Buchdrucker Johann Schöffer kam dann zu Beginn des 16. Jahrhunderts auf die Idee, seine Leidenschaft für Kartenspiele einerseits und Orakel andererseits zu verbinden. Statt der Würfel verwendete er ein Kartenspiel und ordnete jeder Karte einen Orakelspruch aus einem Losbuch zu. Die Orakelsprüche standen ursprünglich nicht auf den Karten selbst, sondern konnten in einem Begleitbuch nachgelesen werden. Dies ist der erste historisch nachweisbare Fall von einer Benutzung von Karten zu Wahrsagezwecken. Man kann allerdings getrost davon ausgehen, das Spielkarten schon lange vorher als Hilfsmittel zum Wahrsagen verwendet wurden.

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