Die Geschichte des Tarot

Étteilla ist ein Name, der zwar Vielen bekannt ist, bei Tarotisten jedoch in einem etwas zweifelhaften Ruf steht und nicht ganz ernst genommen wird. Das verdankt er hauptsächlich drei Dingen: da ist erstens einmal sein angeblicher Beruf. Er soll ursprünglich Perückenmacher gewesen sein und nur wenig Bildung besessen haben. Zweitens benutzte er die Karten ausschließlich zu Wahrsagezwecken und entwickelte eigene Wahrsagesysteme. Außerdem war er sehr geschickt darin, sich selbst zu vermarkten.

Étteilla (1738 - 1791) hieß richtig Jean Francois Alliette. Als er beschloss, sich hauptberuflich der Wahrsagerei zu widmen, drehte er seinen Nachnamen einfach um und benutzte ihn als Künstlernamen. Er war ein Zeitgenosse Court de Gébelins und ein Anhänger von seiner Auffassung vom ägyptischen Ursprung der Karten. Perückenmacher ist er jedoch nie gewesen, dieser falsche Beruf wurde ihm wohl nur deshalb zugeschrieben, weil er im letzten Jahr seines Lebens im Hause eines Perückenmachers wohnte. Étteilla?s ursprünglicher Beruf war Lehrer und als solcher wird er wohl über einige Bildung verfügt haben. Es ist anzunehmen, dass er sich bereits seit längere Zeit mit esoterischen Disziplinen, wie Astrologie und Numerologie beschäftigte, bevor er sich entschloss, als professioneller Wahrsager tätig zu werden. Neben einfachen Kartenspielen benutzte er dafür wohl auch bereits den Tarot de Marseille. Häufig wird ihm vorgeworfen, dass er der spirituellen Seite der Karten, wie sie Court de Gébelin vertrat, kaum Bedeutung beimaß, sondern sich hauptsächlich auf die Verwendung der Karten zu Wahrsagezwecken konzentrierte. Er veränderte die im Tarot de Marseille bereits festgefügte Reihenfolge der Trümpfe um, benannte die meisten Trümpfe neu und ließ auch eigene Karten drucken, die heute noch als Étteilla-Karten oder Étteilla Tarot bekannt sind. Betrachtet man ihn unvoreingenommen, so erscheint ein Mann, der durchaus einiges für die Tarotforschung getan hat und der tiefgehende Kenntnisse besonders auf dem Gebiet der Zahlenmystik besaß. Er behauptete, der Tarot sei 171 Jahre nach der Sintflut im Jahre 2170 v.Chr. bei einer Zusammenkunft von Magiern unter dem Vorsitz von Hermes Trismegistos entstanden, was ihn zwar wieder in einem eher zweifelhaften Licht erscheinen lässt. Zu seiner Zeit aber war er aber nicht der einzige, der sich an solchen, heute recht obskur anmutenden Berechnungen und Spekulationen versuchte. Er scheute sich nicht, Werbung für sich und seine Kunst zu machen. Er ging bei der Vermarktung seiner Person wohl auf eine Art und Weise vor, die bei seinen Zeitgenossen, insbesondere bei denjenigen, die im Tarot mehr sahen, als ein Wahrsageinstrument, schlecht ankam. Étteilla hatte jedoch auch viele Anhänger. Er gründete 1788 die "Vereinigung der Deuter des Buches von Thot", bei der es sich um eine Vereinigung von Kartenlegern handelte, die sich mit der Analyse von Tarotkarten beschäftigten. Grundlage ihrer Studien war natürlich der von Étteilla selbst geschaffene Tarot. Es ist leider keines der Original-Decks erhalten geblieben. Bei den heutigen Étteilla Tarots handelt es sich um Reproduktionen von Tarots, die im 19. Jahrhundert von Étteilla-Anhängern herausgegeben wurden.

Eine andere Zeitgenossin Court de Gébelins wurde da von der Fama wesentlich besser bedacht, obwohl auch sie sehr geschickt für sich und ihre Kunst zu werben verstand. Das mag nicht zuletzt daran liegen, dass Marie-Anne Lenormand die wohl größte Seherin der Neuzeit war. Von ihren Zeitgenossen wurde sie ?die Sybille von Paris? genannt. Sie stammte aus eher einfachen Verhältnissen, arbeitete sich aber aus eigener Kraft und durch ihre seherischen Fähigkeiten zu einer berühmten und vermögenden Frau hoch. Oft genug wurde versucht, sie als Scharlatanin zu entlarven, ihr irgendwie "auf die Schliche" zu kommen. Doch alles vergebens. Weder ihre eigenen Zeitgenossen, noch moderne Forscher waren bisher in der Lage, der Lenormand irgendeinen "Trick" oder eine Täuschung nachzuweisen. Noch nicht einmal ansatzweise ist das möglich gewesen. Ihre Vorhersagen waren viel zu genau, so daß man ihr nicht einmal nachsagen kann, dass sie sich eigentlich nur wage ausdrückte oder Redewendungen benutzte, in die man im Grunde genommen alles Mögliche interpretieren kann. Viele berühmte und hochgestellte Persönlichkeiten der damaligen Zeit, wie beispielsweise die Kaiserin Josephine, Marat, Robespierre, Fouché und sogar Napoleon selbst (obwohl er sie nicht mochte) gehörten zur ihrer Klientel. Die Vorhersagen, die sie diesen Personen machte, sind überliefert und, wie die Geschichte beweist, alle eingetroffen. Nicht nur berühmte Zeitgenossen der Lenormand zählten zu ihrer Klientel, es gab noch genug andere, denen sie ebenfalls genaue Vorhersagen machte. Ihr Ruhm beschränkte sich nicht nur auf Paris und Frankreich, sondern reichte in weite Teile Europas, bis hin zum russischen Zarenhof.

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